Ich verstehe jetzt, warum Kurt Tucholsky damals so viele Pseudonyme hatte. Er war ja der große Satiriker, als den man ihn auch heute noch in Erinnerung hat. Auf der anderen Seite war er aber auch ein sehr schlauer Kopf, der viel zu sagen hatte. Vieles davon war ohne Augenzwinkern gemeint und ihm eine ernste Angelegenheit. Hätte er es unter seinem eigenen Namen geschrieben, hätte ihm das ja kein Mensch abgekauft. „Mensch, Kurt, altes Haus, super Satire!“ Und er hätte gesagt „Du, Uschi, ich kenne dich seit fünf Minuten, lass mich einfach mal in Ruhe.“ Und Uschi, die eigentlich Bärbel hieß, hätte gesagt: „Na gut, Mensch, sorry. Trotzdem bist du voll der gute Satiriker und ich kann dich nicht ernst nehmen.“
Genau wegen Leuten wie Bärbel, die in einem Menschen nur die eine Berufung oder das eine Abziehbildchen sehen – den Spaßvogel, den knallharten Politiker, den objektiven Wissenschafler, den dümmlichen Schauspieler oder was auch immer – braucht man manchmal eine Maske. Oder ein Pseudonym oder einen freaky Usernamen.
Wie soll man jemanden auch ernst nehmen, der in der einen Sekunde Schniedelwitze macht und kurz darauf über den furchtbaren Zustand der Demokratie in der heutigen Zeit spricht? Erst über One Directions neues Video und dann über die Ökonomie der herzlosen Kinderverwaltung?
Dazu kann man eigentlich nur ein Fazit ziehen: Ein Arzt, ein Sparkassenmitarbeiter und ein Mathematiker unterhalten sich darüber, ob es besser ist, eine Freundin oder eine Ehefrau zu haben. Sagt der Arzt: Eine Ehefrau, das ist viel besser. Die ist für einen da, das ist unaufregend, das ist stabil – das ist super fürs Herz, da wird man lange leben. Sagt der Sparkassenmitarbeiter (aus Delitzsch, Maik M.): Nenene, ne Freundin, das ist viel billiger! Hochzeiten sind sauteuer, die Scheidungsrate ist hoch und am Ende verlierst du viel zu viel. Nene, ne Freundin, das isses. Daraufhin der Mathematiker: Ihr habt beide Unrecht. Man hat am besten beides! Denn dann denkt die Freundin man sei bei der Frau und die Frau denkt, man sei bei der Freundin. Und so hat man viel mehr Zeit, sich mit Mathematik zu beschäftigen.
Dieser Exkurs soll aufzeigen, dass es für jedes Problem exakt drei Sichtweisen gibt. Nicht mehr. Und nicht noch mehr.
Der geneigte Leser wird auch gemerkt haben, dass er sich an diesem Punkt wieder gerade hinsetzen sollte. Damit er nicht vom Stuhl fällt, wenn er sich noch mehr neigt.
Worauf ich aber eigentlich hinauswollte, das bleibt Ihnen überlassen.
Herzlichst,
Ihr Kurt T.
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